Schießsport für Jugendliche

 

Warum sollten sich Jugendliche nun gerade für den Schießsport interessieren und ggf. sogar dafür begeistern? In den Medien wird selten, ja so gut wie nie über diese Sportart berichtet, oder kennst Du zufällig einen deutschen Olympioniken, der an den Spielen teilgenommen hat? Nur wenige internationale Erfolge waren in den letzten Jahren zu verzeichnen und der Schießsport geriet mehr und mehr in die Zweitklassigkeit. Fußball und Tennisspektakel füllen ständig unsere Medienlandschaften und natürlich geprägt von den Millionen, die im Hintergrund fließen. Die Formel1 nicht zu vergessen und auch hier stehen die Sponsoren in der Warteschlange.

Wieso sollte ich mich denn trotzdem für diesen Sport interessieren? Ach ja, die hantieren ja auch mit Waffen und ein bisschen herumballern auf Blechdosen macht bestimmt auch mal Spaß…

Jugendliche mit diesen Vorstellungen sind bei der SKam Ebergötzen an der völlig falschen Adresse. Beginnen wollen wir mal mit „mit Waffen hantieren“:

Grundsätzlich gibt es die Bezeichnung Waffe in unserem Sprachgebrauch nicht mehr und ist abgelöst durch „Sportgerät“. Der Umgang mit einem Sportgerät wird unter sachkundiger Aufsicht erlernt und niemand hantiert hier mal mit Waffen. Bevor jemand die Schießstätte betritt, erfolgt grundsätzlich eine umfangreiche Einweisung im Umgang mit diesen Sportgeräten. Zu Beginn wird der Jungschütze immer von einer Aufsichtsperson begleitet, die auch eine Betreuerfunktion erfüllt. Die Schießstätte und auch die Betreuer unterliegen definierten Gesetzesvorgaben.

Jetzt widmen wir uns mal „bisschen herumballern“. Das kann jeder Mal ausprobieren und sehr schnell feststellen, dass zu einem ansprechenden Ergebnis etwas mehr dazu gehört, als ein bisschen herum zu ballern. Jede Schussabgabe erfordert volle Konzentration, Körperbeherrschung und Ausdauer. Die Zehn im Scheibenzentrum ist der kleine weiße Punkt mit nur 1mm Durchmesser und diesen trifft man nicht bei einem bisschen herumballern.

Wer „auf Blechdosen“ schießen möchte, fährt besser in die Vereinigten Staaten von Amerika, auf eine so genannte „Shooting/Fire Range“, oder kauft sich eine Spielekonsole mit der entsprechenden Software. Bei uns wird ausschließlich auf Scheiben nach Vorgaben des Deutschen Schützenbundes geschossen.

Und jetzt kommen wir zu „macht bestimmt auch mal Spaß“. Ja, das macht auch mal Spaß und jeder Schütze kennt dieses Gefühl, wenn dieser kleine weiße Punkt, genau im Zentrum plötzlich durch ein Loch in der Scheibe ersetzt wird. Allerdings ist es ein harter, beschwerlicher Weg bis zu diesem Punkt. Ein Außenstehender ahnt nicht, welcher Aufwand sich dahinter verbirgt. Dieses Ergebnis basiert auf absoluter Konzentration, Ausdauer und Körperbeherrschung. Sicherlich ergeben sich der eine oder andere „gute Schuss“, aber 30 bzw. 40 Mal nacheinander in das Zentrum zu treffen ist definitiv kein Zufallsprodukt. Und genau an dieser Stelle beginnt die Motivation, wenn der Schütze erkennt, dass er primär „nur mit sich selbst kämpft“ und mit einem guten Ergebnis belohnt wird.

Der Moment der Schussabgabe erfordert alles. Höchste Konzentration, volle Körper-beherrschung, Timing der Atmung und dann genau im richtigen Moment die Kraft am Zeigefinger aufbringen, um den Schuss zu lösen.




Für Kinder und Jugendliche ist dieser Vorgang immer wieder eine Übung, die eine besondere Überwindung bedeutet. Sich auf den Moment konzentrieren, den Körper völlig beherrschen sind wichtige Übung, wovon ein Jugendlicher in der Schule und auch im späteren Leben profitieren kann. Schießen ab einem bestimmten Niveau übt Selbstdisziplin und fördert die Körperbeherrschung. Ein guter Schütze ist immer wieder auf dem Punkt „topfit“. Ein Jugendlicher lernt viel über seinen Körper. Er spürt wie sich Herzschlag und Atmung auf den Zielvorgang auswirken. Außerdem lernt er sehr schnell, dass seine Gedanken zum Schießergebnis beitragen. „Der Kopf muss frei sein“ das ist leichter gesagt, als getan und ein Jugendlicher benötigt hierfür den größten Zeitaufwand.

Nicht zu unterschätzen ist der mentale Ausgleich. Für die meisten Jugendlichen beginnt in diesem Alter „das Leben auf der Überholspur“ und sie werden geprägt durch Lern- und Alltagsstress, leider oft mit tiefen Spuren. Der Zielvorgang zwingt den Jugendlichen körperliche und geistige Prozesse zu kontrollieren und es beginnt eine so genannte innere Harmonie für diesen Moment. Es entsteht ein Zustand zwischen Stress (zu viel Anspannung) und völliger Entspannung (zu wenig Anspannung).




In diesem Moment lernt der Jugendliche ein Gefühl der Gelassenheit, ist aber hell wach, aktiv und nach kurzer Zeit ist er in der Lage optimal auf die Schussabgabe zu reagieren. Allein über diesen Moment der Schussabgabe existiert viel Literatur.

Für das spätere Leben können viele dieser erlernten Fähigkeiten von Vorteil sein. Nicht zu unterschätzen sind auch die sozialen Kontakte, die vor und nach dem Training aufgebaut und gepflegt werden. In einem gemütlichen Kameradschaftsraum werden die Ergebnisse ausgewertet und man diskutiert über die noch anstehenden Veranstaltungen. Alkohol und Nikotin sind für diesen Zeitraum verbannt.

Dieses sind nur kleine Einblicke in unsere Jugendarbeit. Für weitere Fragen stehen wir natürlich jeder Zeit zur Verfügung.

 

 

Siegfried Bohn für die Schützenkameradschaft Ebergötzen